Unter dem Motto „Mach Dir einen Kopf!“ haben Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher aus Mecklenburg-Vorpommern zum 34. Landeswettbewerb „Jugend forscht“ und seiner Juniorsparte „Schüler experimentieren“ insgesamt 49 Projekte in der Stadthalle Rostock präsentiert.
„‘Jugend forscht‘ ist Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb. Auch in Mecklenburg-Vorpommern beteiligen sich jedes Jahr viele Schülerinnen und Schüler und werden für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik begeistert. Das ist eine besondere Form der Talentförderung, die Spaß macht und den Forschergeist anspornt. Dieser Wettbewerb trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler ihre Begabungen weiterentwickeln können. Ich wünsche schon heute allen Teilnehmenden am Bundeswettbewerb viel Glück und Erfolg“, sagte Simone Oldenburg, Ministerin für Bildung und Kindertagesförderung, während ihres Rundgangs.
In allen sieben Fachgebieten haben die insgesamt 97 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein hohes Maß an Kreativität bewiesen. „Ihr habt euch Wissen angeeignet, das weit über den normalen Schulunterricht hinausgeht. Nutzt weiter diesen Vorsprung, lernt, experimentiert, forscht und studiert. Wir brauchen kluge Köpfe, damit wir unsere Zukunft ökologischer, nachhaltiger und sozialer gestalten können“, appellierte WEMAG-Vorstand Thomas Murche an die Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher. Außerdem dankte er allen Lehrerinnen und Lehrern, den Wissenschaftlern an den Universitäten, den Mitarbeitenden in Bildungsinstituten und Forschungszentren für die Förderung sowie der Jury für ihre Arbeit.
1991 fand „Jugend forscht – Schüler experimentieren“ erstmals auch im Nordosten statt, damals noch in Schwerin. Seitdem unterstützt die WEMAG AG lange Zeit als einziges Unternehmen diesen Wettbewerb auf Landesebene. Als weiterer Partner ist seit 2012 die Stadtwerke Rostock AG dabei.
„Der Landeswettbewerb ‚Jugend forscht – Schüler experimentieren‘ zeigt in diesem Jahr eindrucksvoll, dass die jungen Forschenden von heute die Schlüsselakteure von morgen sind. Das diesjährige Motto ‚Mach Dir einen Kopf‘ ermutigt die Jugendlichen neue Wege zu gehen und eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen. Ihre kreativen und innovativen Projekte packen zukünftige Herausforderungen wie die Energiewende und Digitalisierung schon heute an. Hier sehen wir nicht nur vielversprechende Talente aus Mecklenburg-Vorpommern, sondern legen mit unserem Engagement für diesen Wettbewerb den Grundstein für die Nachwuchsgewinnung der Zukunft. Ich drücke den Gewinnerinnen und Gewinnern des Landeswettbewerbs die Daumen und wünsche viel Erfolg beim Bundesfinale in Heilbronn“, sagte Oliver Brünnich, Vorstandsvorsitzender der Rostocker Stadtwerke.
Während der zweitägigen Veranstaltung präsentierten in der Rostocker Stadthalle die Nachwuchsforschenden ihre Projekte erst einer Jury und später der Öffentlichkeit. Jetzt stehen die Besten in den einzelnen Fachgebieten fest:
Den 1. Preis im Fachgebiet Arbeitswelt hat Dominik Engelen vom Albert-Einstein-Gymnasium Neubrandenburg erhalten. Das Projekt „data card“ hat das Ziel, das bisher auf Vertrauensbasis beruhende Kaufsystem für Mitarbeitervorteile durch ein digitales Kartensystem zu erweitern. Diese Lösung ermöglicht es jedem Mitarbeiter, Einkäufe auf transparente und effiziente Weise zu tätigen. Durch eine Betaphase in der Firma „data experts gmbh“ konnte die Qualität dieses Projekt getestet werden, durch Feedback der Nutzer konnten viele Vorschläge zur Erweiterung des Projektes gesammelt werden, somit wird das Projekt noch länger weiterentwickelt werden.
Den 1. Preis im Fachgebiet Biologie haben Arian Wulf und Luise Koball vom Gymnasium Reutershagen zusammen mit Luca Steven Sauck von der Beruflichen Schule Wirtschaft Rostock für ihr Projekt „Mehr als nur in die Röhre gucken“ erhalten. Durch die internationale Schifffahrt nimmt auch die Ausbreitung gebietsfremder Arten in heimischen Fließgewässern zu. Zu diesen sogenannten Neozoen gehört auch der Australische Kalkröhrenwurm (Ficopomatus enigmaticus), der in der durch Rostock fließenden Unterwarnow seit 2020 massenhaft vorkommt. Doch das Ausmaß der Verbreitung und die ökologischen Bedingungen für eine Ansiedlung sind bisher nur unzureichend geklärt. Im Rahmen eines einjährigen Monitorings untersuchten die Nachwuchsforscher sowohl die jahreszeitliche Entwicklung als auch die geografische Verbreitung von F. enigmaticus in der Unterwarnow. Dafür haben sie an zahlreichen Standorten Aufnahmen mit einem Tauchroboter gemacht, Proben genommen und abiotische Faktoren gemessen. Die Drei entdeckten nicht nur spannende Phänomene, sondern schafften es auch, einen detaillierten Überblick über die vielschichtige Besiedlung von F. enigmaticus in der Warnow zu geben und das Verständnis über sein Verhalten in Bezug auf vorherrschende Umweltfaktoren zu erweitern.
Den 1. Preis im Fachgebiet Chemie hat Jonas Arndt Gymnasium Reutershagen für sein Projekt „Vanillinderivate als Wasserstoffspeicher“ erhalten. Wasserstoff als Rohstoff ist in der heutigen Zeit von großer Bedeutung. Das Problem ist jedoch der Transport und die Speicherung von Wasserstoff. Ziel seines Projektes ist es, für drei Vanillinderivate mithilfe quantenchemischer Berechnungen die Reaktionsenthalpien und Reaktionsentropien der Hydrierungs- und Dehydrierungsreaktionen zu bestimmen, diese mit den experimentell bestimmten Werten der Verbindungen zu vergleichen und daraus die Gleichgewichtstemperatur der Hydrierungs- und Dehydrierungsreaktionen zu bestimmen, um abzuschätzen, ob sich die untersuchten Verbindungen als Wasserstoffspeichermedien eignen.
Der 1. Preis im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften geht an Leonhard Pieper und Niclas von Langermann von der CJD Christophorusschule Rostock für ihr Projekt Praeceptor Caeli II (lat. „Himmelsforscher II“). Die beiden Nachwuchsforscher haben sich mit der Erforschung der Atmosphäre beschäftigt. Dafür haben sie schon im vergangenen Jahr eine Sonde für einen Stratosphärenballon unter dem Namen „Praeceptor Caeli“ entwickelt, gebaut und gestartet. Dieser konnte verschiedene Messwerte, wie Luftdruck oder Temperatur, bis in die Stratosphäre messen und speichern. Diese Daten und aufgetretene Fehler haben sie analysiert. Nun bauen die Beiden eine Weiterentwicklung, genannt „Praeceptor Caeli II“. Dieser soll Vergleichsdaten geben sowie die Probleme der vorherigen Sonde beheben.
Den 1. Preis Fachgebiet Mathematik / Informatik konnten Ben Emanuel Wießner und Adham Soliman vom Innerstädtischen Gymnasium Rostock erzielen, die zum Thema „ExReg - Explantatregister zur gezielten Kollektion und Auswertung beschädigter Implantate“ geforscht haben. Die Menschen werden immer älter und sind infolgedessen häufiger sowie länger auf Implantate wie künstliche Hüft- und Kniegelenke angewiesen, um ihren Alltag bestreiten zu können. Zudem müssen Implantate aus verschiedenen Gründen ausgetauscht werden, was kein geringes Risiko mit sich trägt. Derzeit gibt es in Deutschland noch kein einheitliches Verfahren, wie mit entfernten Implantaten, sogenannten Explantaten, umgegangen werden soll. Schadensfälle werden nicht systematisch untersucht und gesammelt. Aus diesen Gründen haben sich die beiden Nachwuchsforscher der Aufgabe gewidmet, an Schäden beteiligte Hüft- und Knieendoprothesen kategorisch in einem Datenbanksystem zu sammeln. Mit den gewonnenen Daten sollen Zusammenhänge zwischen beispielsweise der Haltbarkeit eines bestimmten Materials oder typische Bruchstellen bei auffälligen Implantaten nachgewiesen werden. Außerdem beschäftigt sich ihr Projekt mit dem Recycling von Explantaten, da diese aus Metallen mit einem hohen Wert und Reinheitsgrad bestehen, wie Titan.
Der 1. Preis im Fachgebiet Technik ging an Jeppe Vogler, Hannes Albrecht und Johann Martin von der Werkstattschule Rostock. In ihrer Arbeit „Printing with Packaging“ haben sie sich mit der Veränderung von insbesondere mechanischen Kennwerten beim Recyceln von PLA- und teils PETG beschäftigt. Durch mechanische und thermische Bearbeitung von PLA und PETG konnte aus bereits gedruckten Körpern zunächst Granulat und darauffolgend neues Filament gewonnen werden. Dieser Vorgang wird als ein Recyclingsdurchlauf bezeichnet, welcher beim PLA bis zum dritten und bei PETG bis zum ersten im Rahmen dieses Projektes stattfand. Durch das Drucken von genormten Prüfkörpern mittels nicht recycelten und recycelten Filaments konnte die standardisierte Zugprüfung durchgeführt werden, wodurch die mechanischen Kennwerte ermittelt wurden. Im Ergebnis zeigt sich, dass eine generelle Qualitätsabnahme im ersten Recyclingdurchlauf zu beobachten ist, diese jedoch bei PLA im zweiten und dritten wieder zunimmt.
Die Siegerinnen und Sieger dieser Fachgebiete haben sich für das 59. Bundesfinale von Jugend forscht qualifiziert, das vom 30. Mai. bis 2. Juni 2024 stattfindet. Es wird gemeinsam von der Stiftung Jugend forscht e. V. und dem Science Center experimenta in Heilbronn ausgerichtet. Der Landeswettbewerbsleiter Heiko Gallert dankte allen Jurymitgliedern für ihre fachkundige Arbeit sowie den Patenunternehmen, durch deren Engagement der Landeswettbewerb überhaupt erst durchgeführt werden kann. Heiko Gallert übernahm gemeinsam mit den Vorständen der WEMAG und Stadtwerke Rostock die Ehrung der Preisträgerinnen und Preisträger.
Sieger des Regionalwettbewerbs „Schüler experimentieren“ 2024 Mecklenburg-Vorpommern
1. Preis Fachgebiet Chemie
Thema: Ein Malkasten aus der Natur
Greta Kölbl, Rostocker Freizeitzentrum e. V.
1. Preis Geo- und Raumwissenschaften
Thema: MONI - Die Monitoringstation für Wassersportler
Kaspar Fennel, CJD Christophorusschule Rostock
1. Preis Mathematik / Informatik
Thema: Intelligente Einkaufsliste
Till Jungblut, Jenaplanschule Rostock
1. Preis Fachgebiet Physik
Thema: Vom Kühlschrank zur Wärmepumpe
Leonardo Semmler, Finn Will und Luca Gründig, Richard-Wossidlo-Gymnasium Waren (Müritz)
1. Preis Fachgebiet Technik
Thema: Der Ball-Blaster - Ein Hometrainer für Haustiere
Adrian Sckell und Leo Sckell, CJD Christophorusschule Rostock