Bei allen Ideen sind sich Experten aber einig: Um die Energiewende zu schaffen, muss die Wärmewende gelingen. Im Gebäudesektor würden große Einspar- und Veränderungspotenziale stecken. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft entstünden fast 20 Prozent aller CO2-Emissionen durch das Beheizen von Gebäuden. Zudem sei rund ein Viertel aller Heizungen älter als 25 Jahre – womit sie besonders viel CO2 ausstoßen. Zum Vergleich: Fast die Hälfte der in Deutschland eingespeisten Strommenge stammte 2022 aus Erneuerbaren Energieträgern – Wärme dagegen wird noch zu fast 85 Prozent aus Öl, Gas oder Kohle gewonnen.
Zentrale und dezentrale Wärme-Erzeugung
Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung entsteht in unserer Gas- und Dampfturbinenanlage in Rostock-Marienehe unsere Fernwärme. Die gleichzeitige Produktion von Wärme und Strom ist effizient und schont die Umwelt durch weniger Emissionen. Außerdem basiert Fernwärme auf einen geschlossenen Kreislauf: Das erhitzte Wasser kommt über Rohrleitungen direkt ins eigene Haus und wird dort in der Hausstation Ihres Heizsystems abgegeben. Heizkörper erwärmen die Räume. Das abgekühlte Wasser wird zurück in das Kraftwerk gepumpt, dort neu erhitzt und der Kreislauf beginnt erneut.
Für die Standorte Bad Doberan, Kühlungsborn, Heiligendamm und Graal-Müritz kommen zusätzliche Erzeugungsanlagen als dezentrale Lösungen zum Einsatz.
Die Dekarbonisierung der Fernwärme – also die Produktion von klimaneutraler Wärme aus erneuerbaren Energien – kann in Rostock schneller voranschreiten als anderswo: Ein über 400 Kilometer langes Netz aus Rohrleitungen schließt schon heute zwei Drittel aller Haushalte an die Fernwärmeversorgung an. Den Fokus der Wärmewende können wir somit auf die Vergrünung und nicht den immensen Netzausbau legen, auch wenn wir die Anschlussquote auf bis zu 80 Prozent im Jahr 2035 erhöhen werden.
Denn mit Blick auf den bundesweiten Durchschnitt zeigt sich, dass andere Städte und Kommunen vor weit größeren Herausforderungen stehen, die Wärmewende voranzutreiben: Über die Hälfte alle deutschen Privathaushalte werden mit Gas beheizt, ein Viertel mit Heizöl. Nur 14 Prozent sind an ein Fernwärmenetz angeschlossen und rund 10 Prozent setzen auf andere Heizquellen, wie Wärmepumpen, Strom oder sonstige (Stand 2020, Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).